Ziel des Zukunftsprozesses:

KOLPING will auch in der Gesellschaft der Zukunft eine Relevanz haben und einen spezifischen Wertbeitrag leisten.
(TN-Heft, S. 4)

Genannte Themenbereiche:

1. • klares Profil
   

2. • Verhältnis zur Kirche
   

3. • starker Mitgliederverband mit verbandlichen   Einrichtungen und Unternehmen
   

4. • motivierte ehren- und hauptamtliche Leitungskräfte
   

Nächstes Ziel:
Weichenstellung beim bundesweiten Zukunftsforum am 30. März 2019 in Fulda – Empfehlungen an die Bundesversammlung 2020

Antworten auf 20 Fragen (1. Teil)

Teil A:

KOLPING hat ein klares Profil (in Wort und Tat) und steht als Marke sowie als ein zivilgesellschaftlicher Akteur für etwas Bestimmtes.

1. Frage:

Wofür steht KOLPING aus Deiner Sicht heute und in Zukunft ganz besonders?

Antwort:

„Wo Kolping draufsteht, muss auch Kolping drin sein.“

Kolping verbindet Glaube und Leben.

Beides gehört – seit den Anfängen – untrennbar zusammen.

Adolph Kolping war ein tiefgläubiger Mensch, für den sich der Glaube nicht in Worten, sondern in den Taten bewährte.

Aus Kolpings Sicht fängt die Besserung der Gesellschaft im Herzen und im Kopf des Menschen an.

Können wir mit den Antworten des 19. Jahrhunderts die Zukunft gestalten?

Dieser Ansatz ist – auch aus anthropologischer Sicht – bis heute aktuell:

Nur der Mensch, der mit Gott, sich selbst und seinem Nächsten versöhnt ist, verbreitet Frieden und trägt in idealer Weise zum Gemeinwohl bei.

Der in der Verbandsgeschichte geprägte Satz „Sozialer Wandel durch Veränderung des Menschen“ bringt dies nicht vollständig, aber doch in Kürze zum Ausdruck.

Kolping unterscheidet sich sowohl von frommen Gruppen, die allein Wert auf Innerlichkeit legen, und von solchen, denen es um eine – aus ihrer oft einseitigen Sicht – notwendige Weltverbesserung geht. Beide Ansätze entsprechen weder der Person und Botschaft Jesu Christi noch dem Vorbild Adolph Kolpings.

Das Kolpingwerk unterscheidet sich in der glaubwürdigen Verbindung von Glauben und aktivem Handeln von anderen Gruppen in der Gesellschaft. Die christliche Sicht vom Menschen trägt besonders dazu bei, sich um diejenigen zu kümmern, die der Hilfe besonders bedürfen.

Seine besondere Ausprägung findet in der „Hilfe zur Selbsthilfe“ bzw. in der Gemeinschaftshilfe statt. Adolph Kolping – und seither der von ihm gegründete Verband – unterstützt(e) nicht einfach hilfsbedürftige Menschen im Sinne der Caritas zB durch Einrichtung von Suppenküchen. Der besondere Akzent liegt in der Selbstorganisation der Betroffenen, die durch Bildungsarbeit befähigt werden, die in ihnen vorhandenen Fähigkeiten (besser als bisher) zu entfalten.

Die Prinzipien der Katholischen Soziallehre (Personalität, Solidarität, Subsidiarität), wie sie sich aus der Ebenbildlichkeit Gottes im Menschen ableiten, werden im Verband praktisch mit Leben erfüllt. Auch die internationale Ausbreitung zeigt, wie aktuell dieser Ansatz bis heute bleibt.

2. Frage

Das KOLPING-Profil muss klarer werden.
Kolpingsfamilien, Verband, Einrichtungen und Unternehmen müssen sich zukünftig enger an diesem Profil orientieren als bisher.

Antwort:

Richtig! Das Profil wird dadurch geschärft, dass die Verbandsziele deutlich werden.

Der Verband muss seinen eigenen Errungenschaften gegenüber treu bleiben – die Ansprache der Menschen und die Ausgestaltung dessen muss sich an die jeweilige Zeit anpassen.

Wäre es hilfreich, bewährte Tätigkeitsfelder der Verbandsarbeit, die weiterhin Zuspruch finden, zugunsten einer „Profilverschärfung“ aufzugeben? – Eine Antwort erübrigt sich!

Sinnvoll ist es aber zu fragen: Wo haben sich Tätigkeitsfelder, die grundsätzlich sinnvoll sind, verselbständigt?

Beispiel: Wenn eine Kolpingsfamilie nur noch durch Karnevalsveranstaltungen in Erscheinung tritt, kann sie sich leicht vom Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe und Selbstorganisation der Betroffenen, die durch Bildungsarbeit befähigt werden, entfernen und ein ganz anderes Profil erhalten.

Solchen verbreiteten Tendenzen ist durch die Verantwortlichen vor Ort (und subsidiär von der nächsthöheren Ebene) aktiv entgegenzutreten.

3. Frage

Die Festlegung auf unsere vier bisherigen Handlungsfelder (Arbeit mit und für junge Menschen, Engagement in der Arbeitswelt, mit und für Familien und für die Eine Welt) kann zukünftig komplett entfallen.

Antwort:

Die vier Handlungsfelder sind folgerichtig, nicht gegeneinander abgegrenzt, entwickeln sich weiter und sind deshalb veränderbar.

In den vier Handlungsfeldern drückt sich eine historisch entwickelte Konkretisierung des unter 1 beschriebenen Ansatzes aus. Wenn sich herausstellt, dass sich der gesellschaftliche Auftrag in einem Handlungsfeld erledigt hat, kann es entfallen. Dies sollte aber begründet werden.

4. Frage

Wer sind die zukünftigen Zielgruppen für KOLPING? Sollen die Menschen, für die wir uns engagieren, auch Mitglieder werden oder sind das verschiedene Zielgruppen?

Antwort:

Teilnahme und Teilhabe bei Kolping hängen nicht von der Mitgliedschaft ab.

Die Antwort hängt von der jeweiligen Zielgruppe ab, und zwar dahingehend, ob sie zur Selbstorganisation der Betroffenen geeignet ist oder lediglich eine (temporäre) Hilfe erfährt (vgl. Nr. 1).

Bisher versäumt es der Verband, seine Zielgruppen zu definieren bzw. zu schärfen.